„Wenn Handwerk – dann Innung“ zum Gespräch im Roten Rathaus

Der Innungszusammenschluss „Wenn Handwerk – dann Innung“ (WHdI) begann das Jahr 2018 mit zwei Politikergesprächen. Durch die regelmäßigen Termine im Roten Rathaus kam der Kontakt der Berliner Innungen zum SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup zustande. Herr Mindrup sitzt seit 2013 für den Wahlbezirk Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee im Bundestag. Er ist Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Berliner Innungsvertreter/innen berichteten den Landes- und Bundespolitikern regelmäßig, dass Handwerksbetriebe vom Innenstadtbereich in die Außenbezirke oder sogar nach Brandenburg verdrängt werden. Grund sind teils deutlich steigende Mieten und Klagen von Anwohner/innen zu Lärm- oder Geruchsbelästigung. Aus Sicht der Innungen besteht eine lebenswerte Stadt aus einer gesunden Mischung von Wohnen und Gewerbe. Gerade aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens ist eine Verdrängung von Handwerksbetrieben in die Randbezirke inakzeptabel und führt aufgrund längerer Fahrtzeiten zwangsläufig zu höheren Anfahrtskosten für die Verbraucher/innen.

Gewerberaum im Innenstadtbereich erhalten

Herr Mindrup berichtete von einem erfolgreich geführten genossenschaftlichen Gewerbehof im Prenzlauer Berg und organisierte für WHdI eine Führung vor Ort. Der Gewerbehof in der Saarbrücker Straße im Prenzlauer Berg befindet sich auf dem Gelände der alten Brauerei Königsstadt. Der Ehrenvorsitzende der Genossenschaft Klaus Lemmnitz führte über den Gewerbehof und berichtete von der Gründung 1995 und den insgesamt 15jährigen Renovierungs- und Umbauarbeiten. Es war viel politischer Druck notwendig, um das Projekt in den 90er Jahren überhaupt zu starten und eine Finanzierung von der Berliner Volksbank zu erhalten. Heute gibt es etwa 55 Genossenschaftsmitglieder sowie knapp 40 Mietparteien. Der Gewerbehof beherbergt beispielsweise Tischler, Drucker, Brunnenbauer, Geigenbauer, Karosseriebauer, Textildrucker sowie Büros von verschiedenen Film- und Kreativschaffenden. Die Handwerker vor Ort schätzen die Synergieeffekte im Gewerbehof z.B. durch Austausch von Werkzeugen und Maschinen. Außerdem haben sie Planungssicherheit in Bezug auf Standort und Miete, die für Handwerker unter 10 Euro pro Quadratmeter liegt.

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Innungsvertreter im Gespräch mit Bürgermeister Müller und Senatorin Scheeres

Die Berliner Innungen werden weitere Gespräche mit Herrn Mindrup und Berliner Landespolitikern führen, um sich für mehr geschützte Gewerbeflächen für Handwerk/innen im Innenstadtbereich einzusetzen.  Dies wurde beim darauf folgenden Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister am 8. Januar 2018 bereits angesprochen. Bei dem Termin im Roten Rathaus wurden schwerpunktmäßig Ausbildungsthemen besprochen, weshalb Bildungssenatorin Sandra Scheeres ebenfalls vor Ort war. Sie berichtete von den vielen neuen Lehrerstellen, die der Senat geschaffen hat. Sie nahm die Anmerkung der Innungsvertreter mit, im Bereich der ÜLU und Berufsschule die Durchlässigkeit zwischen Berlin und Brandenburg zu erhöhen. Bürgermeister Müller betonte auf Nachfrage, dass der Senat keine Fahrverbote aufgrund erhöhter Feinstaubmesswerte einführen möchte. Frau Scheeres sowie Frau Fechner-Barrère von der Jugendberufsagentur Tempelhof-Schöneberg warben dafür mehr betriebliche Praktikumsstelle anzubieten, um junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen. Auch der weiterhin hohen Quote an Ausbildungsabbrechern soll entgegengewirkt werden.

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